Schwarze Feigenfliege
Schwarze Feigenfliege (Silba adipata McAlpine)
Leider hat der Klimawandel, aber auch der ungehemmte Austausch von Feigen Pflanzen dazu geführt, dass wir uns einen weiteren, aber ungleich gefährlicheren Schädling für unsere Feigen eingeschleppt haben – die Schwarze Feigenfliege. Es gibt bereits viele befallene Feigenbäume in Deutschland.
Die Schwarze Feigenfliege, Silba adipata McAlpine (Diptera: Lonchaeidae), ist ein ursprünglich im Mittelmeerraum und Nahen Osten heimisches Insekt, das ausschließlich in Feigen seine Eier ablegt. Diese Fliege wurde erstmals in Feigenplantagen in Italien von F.Silvestri (1917) beschrieben, der sie als Lonchaea aristella bezeichnete , die später von McAlpine (1956) als S. adipata neu beschrieben wurde
weibliche Feigenfliege
männliche Feigenfliege
Wie ist die Schwarze Feigenfliege zu uns gekommen?
Im Prinzip gibt es 3 Möglichkeiten, wie die Silba adipata McAlpine in Deutschland eingeschleppt wurde:
- Die Fliege ist hergeflogen: Es ist nicht genau bekannt, wie weit die Fliege währen ihrer Lebenszeit von etwa 2 Monaten selbstständig in andere Regionen fliegen kann bzw. durch den Wind weitergetragen wird.
- Die Puppen werden eingeschleppt: Die Puppen können über Topfpflanzen mit der Erde eingeschleppt werden. Selbst wurzelnackte oder frisch bewurzelte Stecklinge können diese Puppen mit sich tragen, da die Puppen winzig klein sind und zwischen den feinen Wurzeln hängen können.
- Die Larven werden eingeschleppt: Im Supermarkt kann man öfters Feigen aus südlichen Ländern kaufen. Sind diese bereits befallen und die Larve kommt ins Erdreich, vermehren sich die Schwarzen Feigenfliegen weiter. Kauft man eine Pflanze, die bereits junge, unreife Feigen trägt können diese auch bereits befallen sein und die Basis für eine neue Population dienen
Für alle drei Varianten der Ausbreitung ist es jedoch entscheidend, dass männliche und weibliche Fliegen vorhanden sein müssen. Ebenso ist die Vermehrung an die Existenz von Feigenbäumen gekoppelt.
Die Schwarze Feigenfliege wird offensichtlich durch den typischen Geruch der Feige und dem austretenden Latex angelockt, von dem sie sich unter anderem ernähren.
Der eigentliche Schaden durch die Schwarze Feigenfliege entsteht aber nicht durch das Fressen des Latex, sondern durch die Larven der Fliege.
Nach der Paarung mit dem Männchen legt die weibliche Schwarze Feigenfliege ihre Eier in die Ostiole der Feige ab.
Je nach Jahreszeit dauert es etwa 3-8 Tage, bis die Larve aus dem Ei schlüpft.
Die Larvenlänge beträgt bei voller Entwicklung (wenn sie die unreife Feige verlässt) etwa 7 mm. Wenn wir eine alte befallene Feige aufschneiden und öffnen, sind die größten Larven meist 6,5 mm lang und haben ihre Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen.
Nachdem die Larve der Silba adipata McAlpine die zunächst in der zentralen Höhle der Feige geblieben ist, verlässt sie diese, um in der dicken, weißlichen Parenchyms unter der Epidermis einen Gang zu graben.
Von der Ei-Ablage bis zum Austritt der Larve aus der Feige dauert es im Sommer etwa 9-10 Tage. Im Frühjahr bis zu 32 Tage.
Wenn sie ihre Entwicklung abgeschlossen hat, bohrt sie ein Loch in die Haut, um aus der Feige herauszukommen. Dann lässt sie sich auf den Boden fallen und vergräbt sich, um sich zu verpuppen.
Sind die Feigen befallen, dann verfärben sich die kleinen grünen unreifen Feigen purpurrot, wenn sie zu einer dunkelhäutigen Sorte gehören, während sie bei einer hellhäutigen Sorte ganz grün bleiben. Hellhäutig und dunkelhäutig beziehen sich auf die Hautfarbe im Reifestadium (hellhäutig: grün oder gelb; dunkelhäutig: alle anderen Farben, einschließlich Bronze).
Die Feige wird durch den Befall erheblich geschädigt und fällt danach meist vorzeitig ab
Je nach Klima in der Anbauregion kann es zu mehreren Generationen der Schwarzen Feigenfliege innerhalb eines Jahres kommen. Hier ein Beispiel aus dem Mittelmeerraum:
F. Silvestri konnte feststellen, dass von den Eiern, die Anfang April im Ostiole abgelagert wurden, Ende Mai Erwachsene erhalten werden. Die Erwachsenen dieser ersten Generation legen Ende Mai oder die ersten Junitage Eier, und diese Eier können Erwachsene einer zweiten Generation Ende Juni oder die ersten Julitage hervorbringen. Im Juli, August und September wird die dritte, vierte und fünfte Generation geboren (die Entwicklung für Erwachsene im Juli und August dauert nur 19-20 Tage). Eine sechste Generation wird im Zeitraum von Oktober bis November bis Dezember geboren. F. SILVESTRI schafft es, sechs Generationen zu zählen, weil er die sehr späten Sorten von inländischen Feigenbäumen berücksichtigt (für die er Silba adipata McAlpine-Angriffe erwähnt). Die mehr als einen Monat lebenden Erwachsenen legen weiterhin Eier, während die der nächsten Generation anfangen zu legen, und es gibt daher eine Verstrickung der Generationen.
Bekämpfung der Schwarzen Feigenfliege
Leider ist die Bekämpfung der Schwarzen Feigenfliege nicht ganz einfach. Da der Schädling in Deutschland noch nicht sehr stark verbreitet ist und Feigen kommerziell keine Bedeutung haben, sind entsprechende Insektizide in Deutschland und in vielen anderen EU-Ländern (noch) nicht zugelassen – zumindest nicht für den privaten Anwender.
Möglicherweise helfen auch Insektizide mit dem Wirkstoff „Spinosad“ oder „Acetamiprid“ die gegen die Kirschessigfliege eingesetzt werden- für den Einsatz gegen die Schwarze Feigenfliege fehlt jedoch die Indikation und entsprechende Erfahrungen. Es gibt somit zur Zeit kein Insektizid, dass von Privatanwendern eingesetzt werden darf.
Biologische Bekämpfungsmethoden:
- Nematoden: Nützliche Nematoden (z.B. Steinernema carpocapsae) sind kleine Würmer, die in den Boden eingebracht werden und die Larven der Fliege angreifen, bevor sie zu erwachsenen Insekten heranwachsen.
- Neemöl: Neemöl ist ein pflanzliches Insektizid, das aus den Samen des Neembaums gewonnen wird. Es wirkt sowohl abweisend als auch wachstumshemmend auf Insekten. Es kann auf die befallenen Pflanzen gesprüht werden, um die Population der Fliegen zu reduzieren.
- Pyrethrum: Pyrethrum ist ein natürliches Insektizid, das aus Chrysanthemenblüten gewonnen wird. Es wirkt schnell und effektiv gegen eine Vielzahl von Schädlingen, einschließlich Fliegen, sollte aber mit Vorsicht eingesetzt werden, da es auch Nützlinge beeinträchtigen kann.
Andere Maßnahmen:
- Organza Beutel: Das rechtzeitige Einschließen der noch unreifen Feige in Organza Beutel kann vor der Eiablage der Fliege schützen. Ich selbst habe mit diesen Beuteln aber schlechte Erfahrungen gemacht: Gerade bei feuchtem, regnerischen Wetter werden die Feigen nicht ausreichend belüftet und getrocknet. die Feigen beginnen schnell zu schimmeln.
- Bodenpflege: Da die Larven oft in der Nähe des Bodens überwintern, kann regelmäßiges Lockern und Umgraben des Bodens helfen, den Lebensraum der Larven zu stören.
- Fliegenfallen: Spezielle Lockstofffallen können helfen, die Population erwachsener Fliegen zu überwachen und zu reduzieren – z.B eine McPhail-Falle, die mit einer wässrigen Ammoniumsulfatlösung (4 % oder 40 g/l) als Lockmittel. Sie erweisen sich jedoch als eindeutig unzureichend, um die Ernteverluste bei den Feigen deutlich zu begrenzen. Die Fallen sollten etwa von März bis zum Ende der Ernte an den Bäumen verbleiben.
- Entfernen befallener Feigen: Das Entfernen von befallenen Feigen, bevor die Larve die Feige verlässt, verhindert das eine weitere Generation von Fliegen in der Erde heranwächst. Befallene Feigen erkennt man daran, dass sie sich (sortenabhängig) sehr früh verfärben und weiche Stellen bekommen (ähnlich der Notreife). Eine tägliche Kontrolle ist empfehlenswert.
- Resistente Sorten: Es gibt Erfahrungsberichte, das bestimmte Sorten weniger betroffen sind. So konnte François Drouet in Frankreich feststellen, dass die ‚Pastilière’deutlich weniger befallen wurde – der Ernteausfall lag nur bei 10-20%. Allerdings kann an diese Erfahrungen nicht auf alle Sorten/Regionen übertragen, hier helfen eigene Beobachtungen.
Um die Feigen mit einem Organza-Beutel zu schützen, müssen diese schon in einem sehr frühen Stadium angebracht werden, da die Fliegen ihre Eier schon in sehr kleine, unreife Feigen ablegt.
Weitere sehr detaillierte Informationen und viele Bilder findet ihr auf folgender Webseite (englisch / französisch) von François Drouet. François hat freundlicherweise die Bilder und Teile des Textes zur Verfügung gestellt: